Madagaskar - Vor vier Jahren haben wir ein Gesundheitszentrum in einem abgelegenen Dorf saniert. Heute ist es das meistbesuchte im Bezirk.
Ich betrete den Hof des Gesundheitszentrums von Ampanataovana, der von drei eigenständigen Gebäuden umgeben wird: eines für die medizinischen Versorgung, eines für die Unterbringung von Patienten und ihren Begleitern und ein weiteres für die Unterbringung des medizinischen Teams. Es ist 7:30 Uhr morgens und das Zentrum brummt bereits vor Aktivität: Mütter warten mit ihren Babys, ein Paar wartet auf eine Beratung zur reproduktiven Gesundheit, ein Mann wurde gerade eingeliefert, um eine von einem Pflug verursachte Wunde zu nähen, und ein älterer Mensch wird von seiner Familie auf einer Trage getragen.
Der schwitzende Oberpfleger begrüsst mich mit einem Lächeln: „Willkommen in meiner Welt. Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten, ich war mitten in einer Entbindung. Der Mutter und dem Baby geht es gut. Hier ist es jeden Tag so ... und ich spreche noch nicht einmal von dem grossen Andrang am Markttag!“. Dank der guten Infrastruktur, der guten Ausstattung und des engagierten medizinischen Teams kommen Patienten von weit über die Gemeinde hinaus. Sie reisen manchmal bis zu 20 Kilometer weit und kommen sogar aus anderen Gemeinden. Das Gesundheitszentrum hat sich einen guten Ruf erarbeitet.
Die Betreuung ist rund um die Uhr, 24/24h und 7/7 Tage gewährleistet, da das medizinische Team ständig vor Ort ist, dies ist eine Ausnahme in der Region. Der Oberpfleger gesteht: „Die Arbeitsbelastung ist immens, es gibt kaum Pausen. Urlaub gibt es nicht. Meine einzigen Ruhepausen bestehen darin, dass ich in die Stadt Antsirabé fahre, um den Monatsbericht abzugeben und die Medikamente zurückzubringen“.
Trotz dieser anspruchsvollen Bedingungen zeigt das Team eine grosse Solidarität und wechselt sich ab, um das Wohlergehen der Patienten zu gewährleisten. Neben dem Oberpfleger bringen zwei Hebammen ihr Fachwissen mit ein. Zum Team gehören ausserdem ein Hausmeister und ein Verwalter der Apotheke. Das Gesundheitszentrum stützt sich ausserdem auf ein Netzwerk von acht Gesundheitshelfern, die in Zweiergruppen in den umliegenden Dörfern eingesetzt werden. Sie spielen eine Schlüsselrolle, indem sie als Multiplikatoren fungieren und Sensibilisierungskampagnen in den lokalen Gemeinschaften durchführen.
Dieser Erfolg kann jedoch nicht über die mangelnde staatliche Unterstützung hinwegtäuschen, die mittelfristig den Standard der geleisteten Arbeit gefährdet. Die Hebammen sind zwar diplomiert und engagiert, aber seit mehreren Jahren unbezahlte Praktikantinnen. Die chronische Unterfinanzierung des madagassischen Staates im Gesundheitsbereich stellt das nächste grosse Hindernis dar, das es zu überwinden gilt. Ich verabschiede mich vom medizinischen Team und danke ihnen, dass sie mich trotz ihrer intensiven Arbeitsbelastung empfangen haben. Die beobachtete Entwicklung ist erfreulich und zeigt, dass der menschliche Einsatz der Schlüssel zum Erfolg ist.
Das Gesundheitszentrum in Zahlen pro Monat:
- zwischen 300 und 400 Konsultationen
- 20 bis 30 Entbindungen
- ca. 20 Konsultationen zur reproduktiven Gesundheit
- ca. 100 Impfungen
- Zwei Sensibilisierungskampagnen in den Dörfern der Umgebung.
Xavier Mühlethaler
Übersetzt von Aline Tantscher