Senegal - In der Gemeinde Ndiognick haben 91,2% der Bevölkerung Schwierigkeiten, sich zu ernähren. Es ist Zeit zum Handeln!
Die Ernährungssicherheit in der Sahelzone, insbesondere während der Hungerperiode von Juli bis Oktober, stellt eine entscheidende Herausforderung für die lokale Bevölkerung dar. 95% der Familien in der Gemeinde Ndiognick sind von der Landwirtschaft abhängig, die in einem schwierigen Umfeld betrieben wird, geprägt durch geringe Bodenfruchtbarkeit, eine begrenzte Vegetationsdecke, eine durchschnittliche Niederschlagsmenge von 500 mm, die zwischen Juni und September konzentriert fällt, sowie eine hohe Anfälligkeit gegenüber klimatischen Unwägbarkeiten. Fast alle Bewohner der Gemeinde leiden zumindest während eines Teils des Jahres an Hunger. Dennoch konnten die Bauern der Gemeinde im Jahr 2023 8’432 Tonnen Getreide ernten, darunter Hirse, Mais und Sorghum.
Die Herausforderung der Lagerung
Sobald die Ernte eingefahren ist, stellt sich das Problem der Lagerung. In der Schweiz würde niemand von Ihnen verlangen, Ihr Getreide für ein ganzes Jahr zu lagern. Auf dem Land im Senegal schon. In der Gemeinde Ndiognick lagern 36% der Familien ihre Ernte in traditionellen, aus Hirsehalmen gefertigten Speichern, 26% unter den Betten und 25% in ihrem Haus. Diese Lagerungsmethoden bieten nur begrenzten Schutz vor Feuer, Unwettern, Diebstähle und Nagetieren. Zudem ist ihre Kapazität begrenzt.
Das Fehlen geeigneter Lagerungsinfrastrukturen hat schwerwiegende Folgen: BäuerInnen sind gezwungen, ihre Ernte während der Erntezeit zu niedrigen Preisen zu verkaufen, um dann während der Hungerperiode die gleichen Waren bis hin zum doppelten Preis wieder zu kaufen. Diese Spekulation kommt den Händlern zugute, zwingt jedoch die BäuerInnen dazu, ihr Vieh zu verkaufen oder sich zu verschulden, um den Bedarf ihrer Familie zu decken, sobald ihre Vorräte aufgebraucht sind. In den schlimmsten Fällen führt diese Situation zu Hungersnöten, nicht aufgrund eines Mangels an Getreide, sondern weil sich die Menschen die vom Markt vorgegebenen Preise nicht leisten können.
Die Spirale der Prekarität durchbrechen
Die Sicherung des Zugangs zu ausreichender Nahrung für alle ist das zweite Ziel der nachhaltige Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Es bestand also Handlungsbedarf. In Ndiognick wurde ein ehrgeiziges Programm für den Zeitraum 2025 bis 2028 ins Leben gerufen. Sein Ziel ist es, ein solidarisches Netzwerk von acht Getreidebanken mit einer Lagerkapazität von jeweils 100 Tonnen zu schaffen. Ausserdem sieht das Programm die Bereitstellung von Ausrüstung zur Stärkung der lokalen landwirtschaftlichen Verarbeitung vor, darunter Dreschmaschinen, Mühlen, Hacken und Sämaschinen, sowie die Gründung und Unterstützung eines Verbandes.
Xavier Mühlethaler
Übersetzt von Janine Teissl